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Die neue Chance auf Unsicherheit

Keine Gewissheiten in dieser Zeit

Wir sind inzwischen in einer neuen Phase der Corona-Krise angelangt: Wir müssen uns darauf einrichten, dass die Krise nicht einfach mal aufhört und im Nichts verschwindet, so wie sie aus dem Nichts begonnen hat. Weiterlesen…

 

von Heinz-Günter Andersch-Sattler

Keine Gewissheiten in dieser Zeit

Wir sind inzwischen in einer neuen Phase der Corona-Krise angelangt: Wir müssen uns darauf einrichten, dass die Krise nicht einfach mal aufhört und im Nichts verschwindet, so wie sie aus dem Nichts begonnen hat. Die Menschen, die zu uns kommen, sind unterschiedlich von der gegenwärtigen Phase betroffen. Die Angst um den Job unterscheidet sich von der Angst um die Gesundheit genauso wie von der Angst vor der Mehrfachbelastung mit Home-office und Home-schooling. In jedem Fall geht es weiter um Angst und die fehlende Sicherheit. Diese haben wir nach wie vor nicht. Wir wissen zwar mehr über das Virus und dessen Behandlung, wir haben weniger Todesfälle und Intensivpatienten. Wir wissen aber nicht, ob das nicht doch noch kommen wird – gerade jetzt, wo die Infektionszahlen wieder steigen. Da gibt es keine Gewissheiten.

Auch der Impfstoff, der irgendwann in Aussicht steht, ist kein verlässlicher Garant für eine gesunde Zukunft; denn wir wissen nichts über dessen Nebenwirkungen. Selbst wenn es einen hoch wirksamen und gut verträglichen Impfstoff geben sollte, was nicht sicher ist, dann wissen wir nicht, welche Langzeitwirkungen damit einhergehen. Das wissen wir erst nach einer längeren Anwendungszeit.

Nicht so schlimm?

Von der psychischen Seite her bleibt uns nur, einen Umgang mit Unsicherheit und Angst zu finden, der uns gerade nicht in die Abwärtsspirale führt. Eine beliebte Strategie ist ja auch, so zu tun, als wäre da nichts oder als wäre das nicht so schlimm. Nach wie vor gibt es schwere Infektionen nicht nur bei älteren Menschen oder Risikogruppen. Wann und wo wir uns infizieren können, wissen wir nicht. Selbst wenn wir alle Vorsichtsmaßregeln beachten, brauchen wir ein Quäntchen Glück, um uns nicht zu infizieren. Das ist also auch nicht wirklich berechenbar.

Unsicher gewordene Sicherheiten

Ohnehin leben wir in einem Zeitalter, in dem es zunehmend weniger Sicherheiten gibt. Auch unsere Kinder müssen sich darauf einstellen, dass sie unsicheren Zeiten entgegen gehen. Der alte politische Slogan „Die Renten sind sicher“ ist obsolet geworden. Dennoch suchen wir nach Sicherheiten oder vermeintlichen Sicherheiten, weil wir glauben, nur leben zu  können, wenn wir ausreichend Sicherheit haben, um damit unsere Ängste minimieren zu können, ruhiger bleiben zu können. Die Gefahr dabei ist, dass wir Wesentliches für die vermeintliche Sicherheit ausblenden müssen. Wenn wir uns in eine vermeintliche Sicherheit wiegen, können wir das nur um den Preis der Ausblendung gegenläufiger Informationen. Wir konstruieren uns eine Sicherheit. Wenn das Glück uns nicht hold bleibt, bricht diese allerdings schnell zusammen.

Die Sicherheit in sich selbst finden

Psychologisch können wir Menschen darin unterstützen, sich auf Unsicherheit anders einzustellen. Dass wir dazu in der Lage sind, ist unbestreitbar. Nehmen wir z.B. ein Balance-Trainings-Gerät, wir können lernen, auf diesem einigermaßen sicher zu stehen, auch wenn es dabei immer wieder Schwankungen des Gleichgewichts gibt. Unsere Muskeln lernen, die Balance immer wieder herzustellen. Etwas Vergleichbares können wir in der Psychotherapie tun, um Menschen die Angst vor der Unsicherheit zu nehmen mit dem Ziel, die Sicherheit mehr in sich selbst zu finden.

Menschen haben unterschiedliche innere Gleichgewichte. Im Gesundheitsbereich nennen wir das auch Resilienz. Diejenigen unter uns, die eine minder belastbare Resilienz haben, können lernen, diese zu verbessern. Darin unterstützen wir die Menschen, die zu uns kommen – auch mit den Mitteln von ROMPC und den zugehörigen Entkoppelungstechniken. Einige davon werden beim ersten online-ROMPC-Kongress gezeigt und benutzt.